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Bildersammlung Bettina Hürlimann

Am 19. Juni 2019 jährte sich der Geburtstag des Schweizer Kinderbuchverlegerin Bettina Hürlimanns zum 110. Mal. Ein schöner Glücksfall, dass das SIKJM in diesem Jahr Hürlimanns bisher nur analog erschlossene Bildersammlung online katalogisieren konnte. Die Verlegerin, Autorin, Forscherin und Sammlerin Hürlimann hat in ihrem Leben nicht nur jene 4’000 Kinder- und Jugendbücher zusammengetragen, die heute einen der Grundbestände der Bibliothek des SIKJM bilden. Darüber hinaus bewahrte sie auch Entwürfe und Vorlagen zu Illustrationen einzelner Bücher, die sie im Atlantis Verlag herausgebracht hatte, wie BarryDer Xaver und der WastlEin Baum für Filippo oder Das Geschenk des Oparis sowie Bildgrüsse befreundeter Illustratorinnen und Illustratoren. Auch historische Bilderbogen mit spezifischen Motiven zur Kindheit und gedruckte Spiele auf Papier zählten zu ihren Sammlungsinteressen. Insgesamt zählt der Bestand über 400 Blätter – Zeichnungen, Drucke, Collagen, Scherenschnitte, Hefte und Buchmaquetten. 

Von A wie Akaba bis Z wie Zavřel

Im Rahmen des Projektes unter der Leitung von Chantal Pozzi wurden die Bilder von der Kunsthistorikerin Anna Lehninger geordnet, neu gelagert und im Bibliothekskatalog verzeichnet. Hierfür wurde für die Provenienzrecherche auf einen bestehenden analogen Katalog zurückgegriffen und es wurden Ergänzungen und Korrekturen vorgenommen. Ruth Fassbind-Eigenheers Publikation Die Kinderbuchsammlung Bettina Hürlimann von 1992 bildete ebenfalls eine wichtige Quelle. Die Katalogisate im NEBIS-Katalog (Signaturengruppe C(H) AKA 1 – C(H) ZAV 1) wurden neben technischen Angaben mit Informationen zu Provenienz und Kontext bestückt und so neben der bildinhaltlichen Beschlagwortung der Werke die Verbindung zu den gedruckten Büchern hergestellt. 

Interessen einer Sammlerin

Die Bilder geben nicht nur Auskunft über das breite inhaltliche und gestalterische Spektrum der Kinderbücher von Atlantis, sie vermitteln auch einen Überblick über das internationale Netzwerk der Verlegerin. Persönliche Widmungen auf Zeichnungen von Alois Carigiet oder Albín Brunovský illustrieren einerseits deren zeichnerisches Können, andererseits aber auch deren persönliche Verbundenheit zu Hürlimann. Heidrun Petrides schickte ihr ein winziges Leporello mit Weihnachtsgrüssen. Von Felix Hoffmann, der nie ein Buch bei Atlantis veröffentlichte, erhielt sie die originale Vorlage für das Titelbild von Joggeli wott go Birli schüttle aus dem Jahr 1963. Aus Japan sind Chiyoko Nakatani, Akaba Suekichi und Yasuo Segawa mit grösseren Werkgruppen in der Sammlung vertreten und erweitern, wie auch Bilder von osteuropäischen Illustratoren wie Štěpán Zavřel, Jiří Trnka oder Józef Wilkoń, die stilistische Bandbreite des Kinderbuchprogramms. Der dänische Schriftsteller und Illustrator Ib Spang Olsen und die deutsche Silhouettenkünstlerin Lotte Reiniger beschenkten Hürlimann mit Kleinoden ihrer Kunst. 

Ausblicke

Weitere Original-Bildbestände des Instituts warten noch auf ihre Erschliessung, mit der Sammlung Hürlimann ist aber ein wichtiger Schritt getan, die Illustration tiefer in der Kinderbuchforschung zu verankern. Entstehungs- und Arbeitsprozesse können anhand des Vergleichs der Originale mit den gedruckten Werken analysiert werden, die zugehörige Korrespondenz Hürlimanns mag dazu weitere Aufschlüsse liefern. Eine Ausstellung zum Projekt zeigt im Herbst 2020 Illustrationen und Freundschaftsbilder aus der Bildersammlung Bettina Hürlimann im Lesesaal der Bibliothek des SIKJM.

Anna Lehninger, Dezember 2019

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